1869-1874
1869-1874
Der russische Anarchist Michail Bakunin lässt sich in Locarno nieder. Er lebt von 1873 bis 1874 in der "Baronata" in Minusio. Seine Utopie ist die herrschaftslose Gesellschaft, die grösste aller Utopien.
1885-1928
1885-1928
Die deutschstämmige, russische Baronin Antonietta de Saint-Léger ist Herrin der Brissago-Inseln. Der botanische Garten ist ihr irdisches Paradies.
1889
1889
Alfredo Pioda, Locarneser Nationalrat und Theosoph, plant mit Franz Hartmann und Gräfin Constance Wachtmeister die Errichtung eines theosophischen Klosters "Fraternitas" auf der damaligen Monescia, dem heutigen Monte Verità.
1900"1920
1900"1920
Die Vertreter des dritten Weges zwischen Kapitalismus und Kommunismus, die Lebensreformer, gründen die zuerst urkommunistische, dann individualistische vegetabilische Cooperative, aus der schliesslich die Sonnen-Kuranstalt und das Sanatorium Monte Verità werden. Die Gründer sind Ida Hofmann, Pianistin und Feministin, und Henri Oedenkoven, Industriellensohn, sowie die Brüder Karl und Arthur (Gusto) Gräser.
1904
1904
Der Anarchist und Arzt Raphael Friedeberg lässt sich in Ascona nieder. Durch ihn kommen viele Anarchisten nach Ascona: Fürst Peter Kropotkin, der Zürcher Armenarzt Fritz Brupbacher aber auch die früheren sozialdemokratischen Parteikollegen Karl Kautsky, August Bebel und Otto Braun.
1905
1905
Der deutsche Anarchist Erich Mühsam wünscht sich Ascona als "Republik der Heimatlosen, der Vertriebenen, des Lumpenproletariats".
1906-1911
1906-1911
Der Grazer Psychiater Otto Gross plant in Ascona eine Hochschule zur Befreiung der Menschheit, die Rückkehr ins kommunistische Paradies.
1909
1909
Die Bohémienne und Schriftstellerin Franziska Gräfin zu Reventlow vertauscht Schwabing mit Ascona und Locarno.
1913-1918
1913-1918
Rudolf von Laban gründet auf dem Monte Verità seine "Schule für Kunst", die der individualistischen Cooperative angegliedert ist, und in der Schüler in alle äusserungsformen des menschlichen Genius eingeführt werden sollen. Um Laban scharen sich als Schülerinnen Mary Wigman, Katja Wullf, Suzanne Perrottet. Isadora Duncan besucht den Monte Verità.
1914-1918
1914-1918
Ascona wird neben Zürich und Bern bevorzugter Emigrantenort. Besonders die Künstler pendeln zwischen der Stadt (Zürich) und Ascona.
1917
1917
Anationaler Kongress für kooperative Gesellschaftsform, neuzeitliche Erziehung, die Stellung der Frau in der Zukunftsgesellschaft, mystische Freimaurerei, soziale Neubilungen. Kunst-, Ritual- und Kulttanz, einberufen durch Theodor Reuss, Ordensmeister des orientalischen Tempelordens. Künstlerischer Höhepunkt war das Tanzdrama "Sang der Sonne", aufgeführt durch Laban und seine Schule.
1918
1918
Die Künstler kommen: Marianne Werefkin, Alexej von Jawlensky, die Dadaisten Hugo Ball, Hans Arp, Hans Richter. Ascona wird zum Künstlerdorf.
1919-1964
1919-1964
Die ehemalige Sekretärin des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, Anhängerin der sozialistischen Ideen Landauers, Margarethe Faas-Hardegger, plant eine Siedlung in Form einer autarken Landkommune in Minusio.
1920
1920
Die Gründer des Monte Verità wandern über Spanien und Brasilien aus.
1923-1926
1923-1926
übernahme des Monte Verità als Hotelbetrieb durch ein Bohèmetrio (Werner Ackermann, Max Bethke, Hugo Wilkens; als Geldgeber fungiert William Werner).
1924
1924
Walter Helbig, Ernst Frick, Albert Kohler, Gordon McCouch, Otto Niemeyer, Otto van Rees, Marianne von Werefkin bilden die Künstlergruppe "Der grosse Bär". El Lissitzky weilt in Locarno, Ascona und Ambrì zu Kur.
1924-1938
1924-1938
Fritz Jordi gründet die Landkommune "Fontana Martina" bei Ronco s/Ascona.
1926
1926
übernahme des Monte Verità durch Baron Eduard von der Heydt, Bankier Kaiser Wilhelms II, einer der grössten Sammler zeitgenössischer und aussereuropäischer Kunst.
1927
1927
Die Bauhauskünstler (Albers, Bayer, Breuer, Gropius, Schawinsky, Schlemmer) entdecken Ascona als Gegenwelt zum Bauhaus und Ferienort. Bau des Hotels Monte Verità durch Emil Fahrenkamp im Bauhaus-Stil und in Minusio Errichtung des Sanctuariums Artis Elisarion als Hülle für die gemalte dualistische Philosophie von Wirrwelt und Klarwelt (Klarismus) des baltischen Edelmannes Elisàr von Kupffer.
1927-1928
1927-1928
Bau des Teatro San Materno für die gotisch-ägyptische Tänzerin Charlotte Bara durch Carl Weidemeyer.
1928-1956
1928-1956
Ernst Frick untersucht die gallisch-keltische Festung "Balla Drum" und entwickelt daraus ein "globales" System.
Um 1930
Um 1930
Die Schweizer Expressionisten Ignaz Epper, Fritz Pauli und Robert Schürch lassen sich in Ascona und Umgebung nieder. Heinrich Vogeler hilft am Experiment "Fontana Martina" mit. Carl Meffert (Künstlername "Clement Moreau"), illustriert die Zeitschrift der Kommune mit erstmals die sozialen Verhältnisse im Tessin kritisierenden Grafiken.
1933
1933
Der Dichter Stefan George stirbt in Minusio. Ankunft der Emigranten aus Deutschland (Albert Ehrenstein, Else Lasker-Schüler, Erich Maria Remarque). Erste Eranos-Tagung in Ascona-Moscia.
1934
1934
Herausgabe des Ascona-Baubuches (Typographie Max Bill) als Plädoyer für eine sinnvolle Verbindung neuzeitlicher mit einheimischer Architektur in der Landschaft.
1937-1961
1937-1961
Jakob Flach gründet das Marionettentheater Asconeser Künstler (mit Mischa Epper, Fritz Pauli und Werner J. Müller)
1939-1945
1939-1945
Zweiter Weltkrieg. Auszug zahlreicher Wahlasconesen in die USA.
1945
1945
"Der Friede von Ascona" zwischen dem alliierten und deutschen Oberkommando in Italien. Tod des expressionistischen Dichters Georg Kaiser auf dem Monte Verità.
Seit 1950
Seit 1950
Ascona wird zum mondänen Kurort als Folge des deutschen Wirtschaftswunders; für die früheren Besucher zum Alterssitz und Sterbeort. Einzelgänger und Neuankömmlinge ziehen sich in die Täler zurück. Im Walde von Auressio errichtet Armand Schulthess seine "Enzyklopädie".
1960
1960
Erste Solovorstellung von Dimitri, "Clown von Ascona".
1964
1964
Nach dem Tode Eduard von der Heydts geht der Monte Verità in den Besitz des Kantons Tessin über. Gemäss seinem Testament soll der Monte Verità ein wichtiger Ort für kulturelle Veranstaltungen werden.
1978
1978
Die Geschichte des Monte Verità als "Gesamtkunstwerk" in Ausstellungs- und Buchform nach dem Strukturmodell der vielbrüstigen Göttin der Wahrheit in Ascona, auf den Brissago-Inseln und in der theosophischen Gründervilla Casa Anatta auf dem Monte Verità.
1978-1980
1978-1980
Die Ausstellung von Harald Szeemann wird in Zürich, Berlin, Wien und München gezeigt.
1981
1981
Eröffnung dreier kultureller Institutionen: die Casa Anatta mit der Geschichte des Monte Verità, das renovierte Gemeindemuseum in Ascona (Kunst in Ascona) und das Kulturzentrum Minusio mit einer Gedenkausstellung an den Schöpfer des Sanctuariums Artis Elisarion, Elisàr von Kupffer.
1983
1983
Eröffnung der Licht-Luft-Hütte Casa Selma (erbaut 1901) als zweites Museum zur Geschichte des Monte Verità.
1987
1987
Eröffnung des dritten Museums auf dem Monte Verità mit dem Rundgemälde "Il chiaro mondo dei beati" von Elisàr von Kupffer, genannt Elisarion.
1989
1989
Der Kanton Tessin übergibt die Leitung an die Stiftung Monte Verità und gründet mit der ETH Zürich ein Seminarzentrum. Die Stiftung führt das Hotel, das Restaurant, das Kongresszentrum und den Park und stellt jedes Jahr ein Programm mit kulturellen Treffen und Anlässen für die öffentlichkeit zusammen.
2008
2008
Schliessung des gesamten Museumskomplexes des Monte Verità für umfassende Restaurierungsarbeiten.
Umbau und Eröffnung der Casa Selma, typische Licht-Luft-Hütte der Vegetarier, mit der neuen Ausstellung, welche die ursprüngliche Wohneinrichtung wiederaufnimmt, und einem Dokumentarfilm zur Geschichte des Monte Verità.
2014-2015
2014-2015
Restaurierung und Wiedereröffnung der Casa dei Russi, die als Ausstellungsraum und für Kunstinstallationen genutzt wird.
2017
2017
Nach der konservativen Restaurierung wird die Casa Anatta mit Harald Szeemanns historischer Ausstellung "Monte Verità. Le mammelle della verità" wiedereröffnet. Einweihung der Ausstellung "Le verità di una montagna" des Kurators Andreas Schwab. Beides sind Dauerausstellungen.